Ein Exkurs in die türkische Geschichte Teil I

Sitten und Gebräuche sowie Erfahrungen im Umgang mit den Menschen in der Türkei.
Antworten
Benutzeravatar
Levent
Hoteldirektor
Hoteldirektor
Beiträge: 1371
Registriert: 26.09.2005, 17:26

Ein Exkurs in die türkische Geschichte Teil I

Beitrag von Levent »

Hallo liebe Forumsmitglieder, ich möchte hier mit meinem ersten Beitrag zur türkischen Republik beginnen...

Wird zwar sehr trocken sein, aber wenn es interessiert, der kann es ja lesen.. :) :) :)


Wie ihr wisst, ist die türkische Republik eng mit Mustafa Kemal Atatürk verbunden, den Nachnamen Atatürk gaben ihm die Türken nach seinem Tod.
Ach so; Nachnamen wurden auch erst nach Gründung der türkischen Republik eingeführt, es gab vorher keine :) :) :)


1881 Geburt von Mustafa Kemal Atatürk in Thessaloniki (gibt ein Atatürkmuseum dort)

Vor der Republikgründung herschte noch die Dynastie der Osmanen, der letzte Herscher hiess Vahdettin, jedoch wurden die Regierungsgeschäfte von einer Partei geführt, die den Namen "Komitee für Vereinigung und Einheit" trug. 1914 bricht der erste Weltkrieg aus, das Osmanische Reich, unter der Führung der Jungtürken tritt an die Seite des Kaissereiches in Deutschland.

Die Osmanen verlieren alle ihre Besitzungen im Nahen Osten an die Engländer und Franzosen, an allen Fronten ist Rückzug angesagt, da helfen auch nicht die preussischen Majoren und Generäle die den Osmanen bei ihrer Verteidigung helfen.

Am 30. Oktober 1918 schliesst man Waffenstillstand mit den Entente Mächten in Mudros.

Am 16. März 1920 besetzen Entente Truppen die Hauptstadt Istanbul mit Billigung des Sultans und der Reg.
Die Türkei ist de facto fast überall besetzt, Istanbul unter allierter Verwaltung, der Süden gehört den Italienern, Südosten den Franzosen, im Osten gründen Armenier ihre Republik.
Griechen rufen ihre Pontusrepublik in Trabzon aus.
Der Westen , einschliesslich Izmir(Smyrna) fällt unter griechisches Hoheitsgebiet, wobei die griechischen Armeen weiter bis nach Bursa vorstossen und sich noch das anatolische Kernland einverleiben wollen.

Das Empire England möchte die Türken am Boden sehen und nach ihren Plänen steht den Einheimischen nur ein anatolischer Rumpfstaat zu.

Indessen formiert sich der Widerstand; Kemal Pascha reist nach Sivas und hält dort seine Konferenz. Er formiert den Widerstand im Kernland.

1920: 23 April Eröffnung der türkischen Nationalversammlung
10. August : Der Sultan in Istanbul unterzeichnet den Friedensvertrag von Sevres, mit dieser Unterschrift besiegelt er das Ende eines Weltreiches.

In drei Jahren schafft es Kemal Pasa mit seinen Mitstreitern , die heutige Türkei , wie wir sie jetzt kennen zu formieren.

1923 : 13 Okt. die Hauptstadt wird nach Ankara verlegt, das mondäne Istanbul ist Mustafa Kemal Pasa zu suspekt....

29. Okt. Mustafa Kemal wird zum ersten Präsidenten der Republik gewählt.

1924: Aufhebung des Kalifats

1925: Neue Kleiderordnung

Sept. Schliessung der Derwischkklöster
Abschaffung des islamischen Kalenders, der gregorianischer wird eingeführt. Der Freitag ist kein Feiertag und Sonntag ist Ruhetag.

1926: Einführung verschiedener europäischer Gesetzbücher

1928: 3. Nov. Einführung des lateinischen Alphabets

1932: Gebetsruf wird in türkisch geändert... (ab 1950 wurde es wieder in Arabisch umgeändert)

1934: Mustafa erhält per Gesetz den Beinamen Atatürk

1934 Einführung des Wahlrechts für Frauen
1938 Atatürk stirbt an Leberzirhose am 10 Nov.
Benutzeravatar
Prenses
Super Moderator
Super Moderator
Beiträge: 3992
Registriert: 06.08.2004, 00:59
Wohnort: Niederösterreich

Beitrag von Prenses »

Hallo Cengiz,

trockener Beitrag? Also für mich auf keinen Fall!
Danke, daß du uns derartige informative Beiträge liefern wirst.

Nur weiter so!!! :)

Liebe Grüße
Prenses :)
Schöne Worte sind nicht immer wahr,
wahre Worte sind nicht immer schön!
Benutzeravatar
Miri
Türkei-Guru
Türkei-Guru
Beiträge: 7995
Registriert: 07.10.2004, 14:48
Wohnort: Nähe Freiburg

Beitrag von Miri »

Selam Cengiz,

Du bist aber schnell :) . Danke für Deine Info Beiträge, freu mich auch schon auf die Nächsten!!

Grüsse
Miri
Behutsam setze ich meine Schritte in ein unbekanntes Land und meine Spur wird Freundschaft sein. So fasse ich die Wunder mit dem Herzen und meine Seele erfüllt sich mit Glück
Benutzeravatar
Candini
Türkei-Guru
Türkei-Guru
Beiträge: 3123
Registriert: 03.11.2004, 21:08
Lieblingsort: Corum, Kemer, Antalya
Wohnort: leider wieder Jever

Beitrag von Candini »

Hallo Cengiz,

nein, das ist alles andere als trocken, jedenfalls ist es das nicht für mich.

Vielen Dank dafür, mit Spannung warte ich auf Deine nächsten Beiträge.

Liebe Grüsse,
Candini
Hicbir erkek senin gözyasina degmez.Ve o, deger olan, seni aglatmazdi!
Benutzeravatar
Dani
Moderator
Moderator
Beiträge: 5960
Registriert: 29.12.2004, 23:19
Wohnort: Bad Neustadt an der Saale

Beitrag von Dani »

Hallo Cengiz,

danke für Deinen Beitrag, wirklich sehr interessant. Hoffe es kommt noch mehr.

Ist wahrscheinlich ne blöde Fragen, aber war Thessaloniki früher Türkei? :?:
Ich hätte vielleicht in der Schule besser aufpassen sollen. :oops


LG Dani
Benutzeravatar
Levent
Hoteldirektor
Hoteldirektor
Beiträge: 1371
Registriert: 26.09.2005, 17:26

Beitrag von Levent »

Ja Dani, Thessaloniki gehörte früher zum osmanischen Imperium....

Im 19. Jahrhundert wurde Griechenland unabhängig....

Nun hier in der Schule lernt man deutsche Geschichte was ja ok ist... braucht dir also nicht peinlich zu sein :) :) :)
Benutzeravatar
Dani
Moderator
Moderator
Beiträge: 5960
Registriert: 29.12.2004, 23:19
Wohnort: Bad Neustadt an der Saale

Beitrag von Dani »

Vielen Dank Cengiz, wieder etwas schlauer geworden.


LG Dani
Philotustan
User
User
Beiträge: 28
Registriert: 30.05.2006, 01:25
Wohnort: Belp/BE (Schweiz)

Beitrag von Philotustan »

Hallo Cengiz

Auch ich lese deinen Abriss der Geschichte der türkischen Republik mit grösstem Interesse. Wie gut es uns doch geht! Wir können hier auf bequeme Weise ein paar Geschichtslücken schliessen.
:klasse

Über die Jahre 1920 - 1923 möchte ich gern noch Näheres wissen. Offenbar befinden sich die Engländer, Italiener, Franzosen und Griechen im Land, und im Osten gründen die Armenier ihren eigenen Staat.

Ich will mal phantasieren, was nun passiert, und du korrigierst mich dann:

Mustafa Kemal Pascha bildet aus anatolischen Bauern eine schlagkräftige Armee und wirft die ganze Bagage aus dem Land. Der Armenierstaat wird zerschlagen. Dabei kommt es dann zu den Massakern, von denen zur Zeit so oft die Rede ist. 1923 ist die Operation abgeschlossen.

Wie gesagt: Das ist pure Phantasie meinerseits. Vor allem über die Armenier weiss ich rein gar nichts. (Typisch: Grosse Aufregung in den Medien, und kein Mensch weiss wirklich was.) Und was den Rauswurf der fremden Mächte betrifft: Kam die vielleicht eher durch eine Art Guerillakrieg zustande?

Mit freundlichen Grüssen
:)
Philotustan
Benutzeravatar
Levent
Hoteldirektor
Hoteldirektor
Beiträge: 1371
Registriert: 26.09.2005, 17:26

Beitrag von Levent »

Aber gerne gehen wir auf deinen Vorschlag ein und befassen uns mit den Hintergründen die zur Revolution führten....


Die osmanische Beteiligung am Ersten Weltkrieg auf der Seite der Mittelmächte war in erster Linie das Ergebnis der engen Beziehungen, die in den Vorkriegsjahren zwischen den millitärischen Führern des Komitees für Einheit und Fortschritt und des Deutschen Reiches gepflegt worden waren. Die osmanischen Truppen kämpften teilweise mit gutem Erfolg, besonders als sie dem englischen Versuch widerstanden, auf Gallipolli zu landen. Letzten Endes wurde die Hohe Pforte wie Ihre Verbündeten besiegt.

Der Einmarsch einer grossen Zahl von europäischen Truppen beendete, was von der osmanischen Isolierung früherer Jahrhunderte noch geblieben war, und beschleunigte den Modernisierungsprozess, der im vorangegangenem Jahrhundert so mühsam begonnen hatte.

Die letzte Erniedrigung der Osmanen fiel in die Regierungszeit von Sultan Mehmed VI Vahdettin(1918-1922). Den ganzen Sommer des Jahres 1918 befanden sich die osmanischen Armeen zum grossen Teil in Auflösung, während die Regierung praktisch zu arbeiten aufgehört hatte. Am 13. Oktober reicht Grosswesir Talat Pasa seinen Rücktritt ein.

Am 30 Oktober handelte Izzet Pasa (neuer Grosswesir) mit den Entente Mächten einen Waffenstillstand aus. Die Bedingungen des Waffenstillstandes kamen einer vollständigen und bedingslosen Kapitulation gleich: die Osmanen mussten alle allierten Gefangenen freilassen, ihre Armee demobilisieren und das ganze Land der Okkupation durch allierte Land - und Seestreikräfte öffnen. Weitere Verhandlungen zogen sich bis 1919 hin. Während sich die Verhandlungen hinzogen , unterstellten die Allierten Istanbul einer Millitärverwaltung und machten den Sultan mehr oder weniger zu ihrer willfährigen Marionette.
Italienische Truppen besetzten Antalya und den grössten Teil Südwestanatoliens während die anderen Allierten die Besetzung der ihnen zugesicherten Teile des osmanischen Territoriums vorbereitete.

Die Reg in Istanbu war nicht in der Lage , den Forderungen der Allierten Widerstand zu leisten, und so musste der Sultan im Vertrag von Sevres (Juni 1920) alle Ansprüche auf nichttürkisches Gebiet aufgeben und die Aufteilung seines Reiches anerkennen.: in Mesopotamien, einschliesslich des nicht-arabischen , ölreichen Gebiets um Mossul, und in Palästina wurden je ein britisches, in Syrien und Libanon ein französisches Mandat errichtet; Izmir und sein Hinterland wurden für fünf Jahre griechischer Verwaltung gestellt, über sein Zukunft sollte anschliessend in einem von den Griechen überwachten Plebiszit entschieden werden...Italien erhielt die Dodekanes einschliesslich Rhodos, ganz Thrakien und die verbliebenen osmanischen Inseln fielen an Griechland, das auf diese Weise in viel grösserem Masse von dem Krieg profitieren durfte, als es gerechtfertig war. IN Ostanatolien durften die Armenier ihre eigene unabhängige Republik errichten., die Meerengen wurden internationalisiert und entmillitarisiert. Nur Istanbul und das was , was noch von Anatolien übrigblieb sollte den Türken gehören, die überdies erheblichen politischen und wirtschaftlichen Einflussmöglichkeiten der Allierten unterlägen
Benutzeravatar
Levent
Hoteldirektor
Hoteldirektor
Beiträge: 1371
Registriert: 26.09.2005, 17:26

Beitrag von Levent »

1908 sammelte sich die Opposition gegen den Sultan und seiner politischen Allmacht, sie forderten die Verfassung von 1876 wieder zu verankern.

Somit gelangen die Jungtürken an die Macht.

Zum grössten Teil werden die Regierungsgeschäfte von einem Triumvirat geleitet: Enver Pasa , ein grosser Verehrer des deutschen Kaisserreiches und ein Verfechter des Panturanismus.. eine verrückte Idee alle Turkvölker in einem Reich zu vereinen.
Talat Pasa ein Postbeamter und nüchterner Technokrat, Cemal Pasa ein Offizier aus der osmanischen Armee.

Anders als Enver Pascha, der ein militärisches Bündnis mit dem Deutschen Kaiserreich anstrebte, optierte Talaat für eine neutrale Außenpolitik. Mit seinen außenpolitischen Vorstellungen konnte er sich jedoch nicht durchsetzen, so dass das Osmanische Reich im Herbst 1914 als Verbündeter Deutschlands und Österreich-Ungarns in den 1. Weltkrieg eintrat. Talaat, der bis 1917 Innenminister des Osmanischen Reiches blieb, war als solcher der Hauptverantwortliche für den Völkermord an den Armeniern, der vor allem in den Jahren 1915/16 erfolgte und von Talaat mit Hilfe der Staatsverwaltung, aber auch einiger Geheimorganisationen seiner Partei zentral organisiert wurde. Talaat stellte als Innenminister die konkreten Deportationsbefehle aus, die offiziell als kriegsbedingte Evakuierung einer unzuverlässigen Minderheit begründet wurden, und sorgte zugleich inoffiziell dafür, dass diese Befehle realiter als Genozid-Anweisungen verstanden und umgesetzt wurden. Zu diesem Zwecke setzte er eine parteiinterne jungtürkische Miliz ein und nutzte zugleich seine Befugnisse als Innenminister, um widerstrebende Gouverneure und Beamte durch Anhänger einer radikalen Linie zu ersetzen.

Von Februar 1917 bis Oktober 1918 amtierte Talaat, der deshalb den Titel eines „Pascha“ erhielt, als Großwesir und damit als Regierungschef des Osmanischen Reiches. Als sich die Kriegsniederlage des Hauptverbündeten Deutschland bereits abzeichnete, mußte er am 8. Oktober 1918 zurücktreten.

Um der von den Ententemächten längst angekündigten persönlichen Strafverfolgung für den Armenier-Genozid zu entkommen, entfloh Talaat am 2. November 1918 wie die beiden anderen Mitglieder des entmachteten jungtürkischen Triumvirats mit deutscher Hilfe nach Berlin, wo er seither im Exil lebte. Während er unter einer neuen, liberalen und pro-britischen Regierung in Konstantinopel 1919 in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, arbeitete Talaat von Berlin aus an einem politischen Comeback in der Türkei, wo er die nationalistischen Aufständischen um Kemal Atatürk unterstützte, an deren Spitze er sich künftig zu stellen hoffte. Dazu kam es nicht, denn 1921 wurde er in Berlin von dem Armenier Soghomon Tehlirian - dem Angehörigen einer armenischen Terrororganisation, die den Massenmord an ihrem Volk zu rächen entschlossen war - aufgespürt und erschossen. Tehlirian wurde im folgenden Mord-Prozeß in Deutschland vom Vorwurf eines Tötungsdeliktes freigesprochen, der Prozeß wurde vielmehr zu einer Anklage gegen den Ermordeten, der ein Völkermörder gewesen war
Benutzeravatar
Levent
Hoteldirektor
Hoteldirektor
Beiträge: 1371
Registriert: 26.09.2005, 17:26

Beitrag von Levent »

Und extra für Philostustan die Ereignisse zwischen 1920 und 1923 in breiter Ausführlichkeit..... :) :) :)


Mustafa Kemal fuhr per Schiff von Istanbul über das schwarze Meer und landete am 19 Mai in Samsun, in einem Gebiet , das damals von den britischen Truppen besetzt war. Kurz nach seiner Ankunft erregten die Nachrichten aus Sevres und die von einer Landung der Griechen , die die Allierten vor vollendete Tatsachen stellen wollten, in Izmir die Gemüter der türkischen Massen derart , dass Mustafa Kemals Bemühungen Erfolg beschieden sein sollten. Aufgrund seines millitärischen Ruhmes konnte er in allen Teilen der Bevölkerung Gehör finden, so dass es ihm in kurzer Zeit gelang , die meisten der lokalen Verteidigungstruppen zu einer türkischen nationalen Widerstandsarmee unter seiner Führung zu vereinen. Nationale Kongresse in Sivas und Erzurum bestätigten seinen Führungsanspruch. Die Ziele der Bewegung wurden im Nationalpakt niedergelegt, zu dessen Prinzipien das Selbstbestimmungsrecht der Türken , wie auch der anderen Völker des Reiches , die Abschaffung der Kapitulationen, die Öffnung der Meerengen für die internationale Schiffahrt und die Vereinigung Istanbuls mit jenen Teilen des Reiches , die die Türkei bilden sollten , gehörten.

Die Allierten ergriffen energische Massnahmen, um die türkischen Nationalisten zu stoppen. Mustafa Kemal und seine Mitstreiter wurden vom Sultan geächtet, dessen Regierung gezwungen war , den Vertrag von Sevres zu unterzeichnen. Die griechische Armee besetzte Edirne und den grössten Teil Thrakiens; gleichzeitig rückten griechische Truppen von Izmir nord-und ostwärts vor, besetzten Bursa und drohten fast ganz Anatolien zu erobern- selbst die noch über die ihnen im Vertrag von Sevres zugestadenen Grenzen hinaus. Zu Tausenden wurden türkische Bauern massakriert. Doch unter Mustafa Kemals Führung dehnte sich die türkische Nationalbewegung immer weiter aus, wobei die Armee in Ostanatolien ausserhalb der Reichweite der Allierten aufgebaut wurde.
Offensichtlich erhielten die Nationalisten zu dieser Zeit erhebliche Unterstützung von ihren heimlichen Freunden innerhalb der Reg in Istanbul und auch von der neuen Sowjetregierung in Russland, die mithalf , die erst weniger als vor einem Jahr zuvor in Ostanatolien und dem Kaukasus errichtete Armenische Republik zu zerschlagen.
Der Widerstand gegen die Griechen versteifte sichund auch auf die Truppen der übrigen Allierten wurde Druck ausgeübt, sich zurückzuziehen.
Im März 1921 erklärte sich Italien bereit , gegen die Gewährung von wirtschaftlichen Konzessionen das italienisch besetzte Gebiet zu räumen. In der Schlacht am Sakarya Fluss wurde die griechische Armee zurückgeworfen bevor sie überhaupt Ankara erreichen konnte. Innerhalb weniger Monate brach die griechiche Armee zusammen und floh in völliger Auflösung nach Izmir, von wo sie, nachdem sie die Stadt in Brand gesetzt hatten, von der britischen Flotte abtransportiert wurde.

Die Allierten mussten in dieser Situatio einsehen, dass sie die Erfüllung des Vertrages von Sevres nur noch durch die Anwendung eines solchen Masses an Gewalt erzwingen konnten, wie es ihre kriegsmüden Völker nicht mehr zu unterstützen gewillt waren. Sie fanden sich darum zu einem neuem Friedensabkommen bereit, das am 24 Juli 1923 in Lausanne unterzeichnet wurde und in dem die Türkei alle Ansprüche auf nichttürkisches Territorium verzichtete, dafür aber grosse Teile Ostthrakiens einschliesslich Edirne wiedergewann, die Ägäischen Inseln, die den direkten Zugang zu den Dardanellen kontrollierten, zurückeerhielt -die übrigen allerdings blieben Griechenland und Italien- und die vollständige Kontrolle über ganz Anatolien ohne irgendeine Beschränkung ihrer Souverinität gewann. Die Kapitulationen wurden endgültig abgeschafft. Die Türkei brauchte keinerlei Reparationen zu bezahlen, und die Meerengen blieben zusammen mit Istanbul unter türkischer Kontrolle.
Philotustan
User
User
Beiträge: 28
Registriert: 30.05.2006, 01:25
Wohnort: Belp/BE (Schweiz)

Beitrag von Philotustan »

@ Cengiz

Rasend interessant, was du da schreibst. Ich bin mächtig beeindruckt. Herzlichen Dank!
:klasse
Philotustan
Antworten