Bülent Ecevit ist tot

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Cerkes
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Bülent Ecevit ist tot

Beitrag von Cerkes »

Im Alter von 81 Jahren ist am Sonntag der frühere türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit gestorben. Ecevit hatte im Mai einen Schlaganfall erlitten und lag seitdem im Koma. Der sozialistische Politiker war fast 50 Jahre lang eine der bestimmenden Persönlichkeiten in der türkischen Politik. Im Juli 2004 hatte er den Vorsitz seiner Demokratischen Linkspartei niedergelegt und seine politische Laufbahn beendet.
Fünf Mal war er Regierungschef - zuletzt von 1999 bis 2002. Die Wahlniederlage 2002 gegen seinen Nachfolger Recep Tayyip Erdogan war die bitterste seiner Karriere: Seine Partei wurde nach 22 Prozent der Stimmen bei der Wahl 1999 auf 1 Prozent marginalisiert. Die Wähler hatten ihn damals für eine massive Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht und angesichts seiner angeschlagenen Gesundheit kein Vertrauen mehr in ihn gesetzt.

Ecevit hat in der Türkei für die Arbeitnehmer das Streikrecht und Landreformen durchgesetzt; 1974 befahl er die Invasion in Nordzypern, die zur Teilung der Insel bis heute führte. In seine Regierungszeit fiel die Gefangennahme des kurdischen Rebellenführers Abdullah Öcalan 1999 und die Zulassung der Türkei als Kandidat für die EU-Mitgliedschaft



Der Sozialdemokrat war mehrfach Ministerpräsident - darunter zwei Mal für längere Zeit. Er trat im November 2002 nach dem Wahlsieg von Recep Tayyip Erdogan und seiner islamisch-konservativen Partei als Regierungschef ab.

Im Mai dieses Jahres erlitt Ecevit einen Hirnschlag, von dem er sich nicht mehr erholte. Ecevit hatte fast ein halbes Jahrhundert die politischen Geschicke der Türkei mitbestimmt.

Nach einem Putsch griechischer Zyprer liess Ecevit während seiner ersten Amtszeit 1974 den Norden der Mittelmeerinsel durch türkische Truppen besetzen. Seitdem ist Zypern geteilt.

Als sich in den Jahren danach Graue Wölfe und linke Stadtguerilla in den Strassen bekriegten, lösten sich Ecevit und sein grösster Rivale Süleyman Demirel in immer kürzerer Folge an der Spitze kurzlebiger Regierungen ab.

Nach dem Putsch der Generäle 1980 musste Ecevit wie viele andere Politiker ins Gefängnis. Doch schon fünf Jahre später fädelte er die Gründung der Demokratischen Linkspartei (DSP) ein, die zunächst seine Frau Rahsan führte.

Politisch zum Zuge kam Ecevit aber erst wieder, nachdem das Militär dem Intermezzo der ersten islamistisch geführten Regierung in der Türkei ein Ende gesetzt hatte. Die Gefangennahme des PKK-Führers Abdullah Öcalans sicherte Ecevit 1999 den Wahlsieg und bescherte ihm einen letzten politischen Triumph.

Nachdem die Türkei den Status eines EU-Beitrittskandidaten erlangt hatte, leitete Ecevit trotz schwieriger Koalitionspartner Reformen wie die Abschaffung der Todesstrafe ein.

Viele Türken schätzten Ecevit als Politiker mit «weisser Weste». Zum Verhängnis wurde ihm die schwere Wirtschaftskrise von 2001, die das Land tief erschütterte und das Vertrauen in Ecevit schwinden liess.

Die kinderlosen Eheleute Ecevit teilten nicht nur ihre Passion für die Politik, sondern ebenso ihre Leidenschaft für die Dichtung. Ecevit übersetzte Werke von T.S. Eliot und Ezra Pound.


Machs gut Herr Ecevit.. Politiker vom "Volke"...

Liebe Grüße
Cerkes



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