Buch-Tipp Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation

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Hakan
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Buch-Tipp Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation

Beitrag von Hakan »

Wider die Fremdheit zwischen Deutschen und Türken
Hilal Sezgin: Typisch Türkin?
Von Angela Gutzeit
Man gewinnt derzeit den Eindruck, dass so mancher Prophet einer wie auch immer gearteten Leitkultur Integrationsverweigerung von Ausländern zum Straftatbestand erklären will, und so mancher Publizist befeuert die Debatte, indem er aus in der Tat skandalösen Riten und Gebräuchen innerhalb der moslemischen Parallelgesellschaften einen Generalverdacht gegen alle Ausländer konstruiert. Gegen solche Pauschalisierung tritt die türkischstämmige Journalistin Hilal Sezgin an, die unter dem fragenden Titel "Typisch Türkin? - Material für ein "Porträt einer neuen Generation" zusammengetragen hat.

Auch nach 40 Jahren des Zusammenlebens von Deutschen und Türken seien wenig tiefe Freundschaften entstanden. Was man voneinander wisse, habe man aus dem Fernsehen erfahren, so markiert Hilal Sezgin den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen in ihrem neuen Buch "Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation".

Diese Situation ist ernüchternd bis traurig, in einigen Punkten auch verfahren - und doch weit von dem Schreckensbild so genannter Parallelgesellschaften entfernt, demzufolge es in den von der Zivilisation quasi unberührten Ausländerghettos nur so brodelt. Nein, viel eher handelt es sich um das Nebeneinander zweier Nachbarn, zweier Parteien desselben Mietshauses, die einander jeden Morgen im Treppenhaus knapp zunicken, mehr aber auch nicht.

Hilal Sezgin sieht den Zeitpunkt gekommen, dieser Fremdheit zwischen Deutschen und Türken in unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen, d.h. Klischees aufzulösen. Und in der Tat: Türkische Frauen werden ja von nicht wenigen Deutschen immer noch gleichgesetzt mit der verhüllten, sprachohnmächtigen anatolischen Mama. Was Sezgin diesem Bild von der angeblich "typischen Türkin" demonstrativ entgegenhält, das sind Erfolg, Intelligenz und Durchsetzungsvermögen von türkischen Frauen der zweiten oder, wie sie es sagt, "neuen Generation" - ohne allerdings deshalb die Eltern - oder die so genannte "Gastarbeiter"-Generation -abzuwerten. 19 biografische Interviews von deutsch-türkischen Frauen zwischen 25 und 45 Jahren bilden die Grundlage dieses Buches. Und auch wenn die erfolgreiche Journalistin und Tochter einer Deutschen und eines türkischen Orientalisten ausdrücklich betont, hier nicht ihre eigene Biografie zum Thema gemacht zu haben, so bleibt sie doch weitgehend in ihrem eigenen Milieu. Es sind eben in der Mehrzahl Akademikerinnen - Ärztinnen, Juristinnen, Wirtschaftsfachfrauen -, deren Gefühle und deren Gedanken über Arbeit und Karriere, Liebe und Familie, über unerfüllte Träume und Lebensziele hier wiedergegeben werden. Es äußern sich also diejenigen, die "es geschafft" haben.Um nicht falsch verstanden zu werden: Das alles gibt es, und wir sind aufgerufen, diese Differenzen im türkischen Milieu auch endlich wahrzunehmen. Aber es gibt eben auch die andere Seite. Und das weitgehende Weglassen dieser eher gebrochenen oder desillusionierten Lebensläufe lässt die Aneinanderreihung von Erfolgsgeschichten eher zu gewollt, daher über weite Passagen langweilig und auch konstruiert erscheinen. Der Eindruck des Konstruierten erhält noch zusätzlich Nahrung durch die Bemerkung der Autorin in der Danksagung, sie habe - so wörtlich - "die Lebensgeschichten auseinander gerissen und unterschiedliche Personen ineinander gebastelt". Mit welcher Tendenz sie das getan hat, wird aber leider nicht deutlich.Erst ziemlich am Ende des Buches - und da wird es dann doch plötzlich interessant - geht es auch um die problematischen Entwicklungen in den türkischen Milieus hierzulande. Angesprochen wird der Unwille in mancher türkischen Familie, die deutsche Sprache zu erlernen, der Rückzug auf Tradition und Religion, die Abschottung gegen die als feindlich empfundene deutsche Gesellschaft.

Es ist sehr wohl ein Klassenphänomen, wer diesen Weg in die Abschottung einschlägt oder der ihm möglicherweise von außen angetragenen Isolierung nichts entgegensetzt (was in der Praxis auf das Gleiche hinauslaufen dürfte). Bei weitem nicht alle Kinder der ersten Generation leben so, aber die so leben, deren Lebensstandard ist zwar analog zum allgemeinen Lebensstandard gestiegen, deren Status hat sich aber in wenigem von dem der einstigen "Gastarbeiter" entfernt.

Diese wichtigen Analysen hätten im stärkeren Maße Bestandteil der Interviews und der von Sezgin entworfenen Lebensgeschichten sein müssen. Dann hätte das Bild von einer neuen, erfolgreichen türkischen Frauengeneration mehr Tiefgang, mehr Glaubwürdigkeit erhalten. Eines aber hat Hilal Sezgin sicherlich erreicht - und das fügt sich gut zu den türkischen Wissenschaftlern und Autoren, die derzeit von sich reden machen: Sie zeigt, dass zum ersten Mal in der Bundesrepublik seit der Anwerbung türkischer Arbeitskräfte Anfang der 60er Jahre junge deutsch-türkische Frauen (und natürlich auch Männer, so muss man ergänzen) gewillt und in der Lage sind, mit eigener Stimme über ihre Angelegenheiten zu sprechen. Sie werden, das verdeutlicht dieses Buch, künftig in unserer Einwanderungsgesellschaft ein Wort mitreden.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/poli ... ur/493000/
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Cerkes
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Beitrag von Cerkes »

Amazon dazu? ;)

Typisch Türkin?
Liebe Grüße
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Seytan
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Re: Buch-Tipp Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation

Beitrag von Seytan »

Ich bin gerade dabei dieses Buch zu lesen und muss sagen das es mich nicht so mitzieht und deswegen "lese" ich das auch schon seit einer Ewigkeit. Aber durchlesen möchte ich es trotzdem noch, möchte ja alles wisssen von dem Buch.

Also lesen kann man es, aber es ist nicht so der Bringer wie andere Bücher zum Beispiel, aber das ist auch nur meine Meinung.

Liebe Grüße Betti
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Seytan
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Re: Buch-Tipp Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation

Beitrag von Seytan »

Habe mich jetzt endlich durchgerungen auch den rest des Buches zu lesen und auch der letzte Teil war nicht so gut gewesen, es war nicht so mein Buch.
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yildizatlari
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Re: Buch-Tipp Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation

Beitrag von yildizatlari »

Ich hab das Buch auch gelesen.
Fand es auch nicht so berauschend :-/
Liebe heißt niemals um Verzeihung bitten zu müssen
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