Wir schreiben das Jahr 1997 ....
Irgendwie stand plötzlich unser Urlaub vor der Tür, aber wir wussten nicht so recht, wo wir hin wollten. Teuer sollte es nicht sein, aber schön warm und sonnig wollten wir es trotzdem haben, also auf ins Reisebüro und mal schauen, was es so gibt.
Claudia, die Mitarbeiterin unseres damaligen Stammreisebüros, durchsuchte die neu hereingekommenen Angebote, hielt plötzlich ganz begeistert inne und sagte: "Hier hab ich was für euch, das ist echt klasse. Was haltet ihr von Türkei ?"
Wir überlegten kurz und sagten dann recht spontan: "Ok, warum nicht. Türkei kennen wir noch nicht, aber es muss ja nicht immer Spanien sein."
Als Claudia uns dann jedoch die Reise beschrieb - es war eine Kombination aus einer Woche Blaue Reise und einer Woche Hotel - und ich erfuhr, dass sich hinter dem Begriff "Blaue Reise" eine Schiffsreise verbarg, wurde mir doch ein wenig mulmig. Bei Schiff musste ich immer gleich an meine Überfahrt nach Helgoland denken - und dabei sehe ich dann leider immer nur die Schiffstoilette vor mir ....
: Aber Claudia versicherte mir glaubhaft, dass ich das keinesfalls vergleichen darf und selbst ihre eigene Mutter eine solche Blaue Reise schon mitgemacht habe und total beigeistert war. Da auch Joe sich mit dem Gedanken sehr schnell anfreunden konnte, stimmte ich zu und dachte noch, dass eine Woche ja ein recht überschaubarer Zeitraum ist und schon irgendwie vorbei gehen wird.
Knapp eine Woche nach der Buchung stiegen wir dann auch schon in den Flieger, für mich war dies auch gleichzeitig das erste Mal, dass ich mit etwas anderem als einem Sportflugzeug durch die Lüfte flog. War im nachhinein auch gut so, denn so hätte ich gleich bemerkt, dass dieses Flugzeug doch ein wenig unterhalb des üblichen Standards ist ... Joe war so freundlich, mich nicht darauf hinzuweisen
.Wir kamen dann auf dem alten Flughafen in Antalya an und alles wirkte irgendwie beengend und recht unfreundlich. Da wir in der Hauptsaison unterwegs waren, war natürlich dementsprechender Betrieb und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis wir durch die Passkontrolle waren, unser Gepäck hatten und endlich zum Bus gehen konnten und zum neuen Hafen von Antalya zur Einschiffung gebracht wurden.
Wir wollten nun erstmal zu Hause Bescheid geben, dass wir wohlbehalten angekommen sind und suchten dazu die an der Kaimauer befindliche Telefonzelle auf. Da es ausgesprochen heiß war, ging ich so schnell wie möglich wieder aus der Telefonzelle raus, während Joe noch weiter telefonierte. Ich suchte mir gerade ein schattiges Plätzchen, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte und dachte, es hätte jemand geschossen. Total erschrocken drehte ich mich rum und sah, dass Joe es tatsächlich geschafft hatte, sich so gegen die Tür der Telefonzelle zu lehnen, dass diese mit ohrenbetäubendem Krach zerbrochen ist ... :shock:
Sofort kam jemand von der Hafenpolizei angelaufen und ich sah Joe im Geiste schon in einem türkischen Gefängnis und dachte nur noch, na das fängt ja wirklich gut an ....
Zum Glück kam auch gleich unser Schiffsjunge Barış herbeigeeilt, denn wir konnten natürlich absolut nichts vom dem türkischen Wortschwall verstehen, den der Polizist auf uns herabließ. Nach einer längeren und lautstarken Diskussion, die uns zu der damaligen Zeit schon noch erschreckte, mussten wir dann umgerechnet 10,00 DM für die Reparatur zahlen und die Sache war erledigt - puh, erstmal tief durchatmen.
Nun war es aber an der Zeit, dass wir uns das Schiff ein wenig näher ansahen. Es war recht klein, auch nicht gerade neu aber es gefiel uns trotzdem recht gut. Die Besatzung war von Anfang an sehr freundlich und mit englisch sowie Händen und Füßen klappte auch die Verständigung recht gut. Nach und nach trafen auch die weiteren Passagiere ein - noch ein deutsches "Paar", das eigentlich aber keines war, und eine Gruppe von Deutsch-Polen.
Nach dem Telefonzellenerlebnis luden wir Barış abends erstmal zu einem Getränk im Hafenrestaurant ein und lernten dort gleich unser erstes türkisches Wort, nämlich "arkadaş".
Ziemlich müde und geschafft gingen wir dann zu Bett und waren schon gespannt auf den nächsten Tag, denn dann sollten wir endlich in See stechen.
Die Woche auf See gefiel uns beiden sehr gut und an das ständige Schaukeln des Schiffes hatten wir uns auch sehr schnell gewöhnt. Von Seekrankheit blieben wir beide verschont und genossen diese ganz andere Art und Weise, Urlaub zu machen. Wir legten in verschiedenen Häfen an, in Kaş war es leider so heiß, dass man kaum die schönen Gässchen genießen konnte. In Finike nahm uns unser Kaptan mit zu seinem Berber und Joe erlebte dort seine erste "türkische Rasur" - ich muss zugeben, dass ich beim Abflammen der Härchen schon ein wenig irritiert geschaut habe - und wir genossen dort auch unsere erste Ganzkörpermassage, die praktischerweise eine Etage höher angeboten wurde. So gefiel uns Tag für Tag die Türkei immer ein Stückchen besser und als sich die Woche dem Ende neigte, wollte eigentlich keiner von uns beiden so wirklich ins Hotel.
Da sich aber auch auf Nachfrage eine Umbuchung nicht durchführen ließ, blieb uns nichts anderes übrig, als unsere Koffer zu packen und uns in Richtung Alanya auf den Weg zu machen. Unser Hotel lag in Konaklı und rundherum gab es außer einer kleinen Bar hinter dem Hotel absolut nichts. Das Hotel an sich war zwar wirklich schön, aber wir hätten so ziemlich alles gegeben, um wieder auf's Schiff zu dürfen - da merkten wir schon, die Leidenschaft für die Blauen Reisen hatte uns gepackt ... 8)
Wir machten dann aber das beste aus unserer Hotelwoche, buchten noch eine Jeep-Safari, die einen ganz Tag lang dauerte, zu einem großen Stausee führte, auf dem wir zu unserer großen Freude auch eine Bootstour machen konnten, was riesigen Spaß gemacht hat. Am Ende des Tages waren wir zwar über und über voller Staub und ziemlich groggy, aber der Ausflug hatte sich auf alle Fälle gelohnt. Dann machten wir auch noch einen kurzen Trip auf eigene Faust nach Alanya, der aber aufgrund der Hitze recht kurz ausfiel. Abends saßen wir meistens in der kleinen Bar hinter dem Hotel, deren Besitzer recht gut deutsch sprach und uns viele interessante Geschichten über die Türkei erzählen konnte. Zum Abschied ließ er es sich dann auch nicht nehmen, extra für uns sowie zwei weitere Gäste des Hotels ein "Abschiedsabendessen" zuzubereiten - es war einfach köstlich und wir verlebten einen wunderschönen gemeinsamen letzten Abend zusammen.
Als es dann ans Kofferpacken für die Heimreise ging, waren wir uns beide einig, dass dies sicher nicht unser letzter Türkeiurlaub gewesen ist. Wir hatten viele nette Menschen kennengelernt und waren sehr angenehm überrascht von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die wir überall angetroffen haben und waren wirklich traurig, dass unser Urlaub schon zu Ende war
.Mitten in der Nacht wurden wir dann vom Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht. Unser Flug sollte so gegen 6.00 h morgens starten ... aber er startete nicht ! Es gab auch zunächst keinerlei Information, bis uns dann gegen 7.30 h mitgeteilt wurde, das wir nun erstmal auf Kosten des Veranstalters ein Frühstück bekommen und anschließend informiert werden, wie es weitergeht. Nach dem Frühstück kamen dann ständig widersprüchliche Infos, einmal hieß es, das Flugzeug sei defekt, dann war es doch wieder nicht defekt, sondern hatte angeblich keine Starterlaubnis in Holland erhalten, dann stimmte auch das wieder nicht .. also ein heilloses Chaos und keiner wußte wirklich Bescheid. Irgendwann am Vormittag teilte uns jemand von der Reiseleitung mit, dass sich unser Heimflug auf unbestimmte Zeit verschiebt und wir nun mit Bussen noch ein wenig durch die Gegend gefahren werden. Wir mussten unsere Pässe am Zoll abgeben und wurden nach Kemer zum Hafen gebracht. Dort gab es dann zwar kostenlose Getränke aber immer noch keine weiteren Infos :evil: .
Am frühen Nachmittag ging es dann wieder zurück nach Antalya, aber nein - nicht zum Flughafen, sondern zu einem größeren Lokal, wo es etwas zu Essen für uns gab. So allmählich wurden wir doch etwas ungeduldig, weil immer noch keiner wusste, wie es weitergeht. Da wir schon gegen 2.00 h nachts vom Hotel abgeholt wurden, hatten wir uns natürlich vorher auch nicht mehr schlafen gelegt und waren somit nun doch schon recht lange auf den Beinen. Einer unserer Mitreisenden war zum Glück ein deutsch sprechender Türke, der dann schließlich für uns mit dem plötzlich nicht mehr deutsch sprechenden Mitarbeiter des Veranstalters vermittelte, so dass wir wieder an den Flughafen gebracht wurden. Wir bekamen unsere Pässe zurück und wurden mal wieder ohne Informationen einfach stehen gelassen. Es wurde später und später, einige waren zwischenzeitlich mit einem anderen Flugzeug nach Wien geflogen, und wir saßen bzw. lagen immer noch am inzwischen zum Glück nicht mehr so vollen Flughafen Antalya rum. Zwei junge türkische Männer weihten uns dann irgendwann in der Nacht noch in die Geheimnisse des Tavlar-Spielens ein, so dass man dann auch diesem unfreiwilligen Aufenthalt doch noch etwas Positives abgewinnen konnte
Am nächsten morgen gegen 7.00 h konnten wir dann endlich in ein Flugzeug steigen, das uns dann zwar nicht nach Frankfurt, aber zumindest nach Köln brachte. Total übermüdet kamen wir dann einen ganzen Tag später als geplant zu Hause an. Aber trotz aller Widrigkeiten zum Ende dieses Urlaubs war eines für uns klar - der nächste Urlaub geht ganz sicher wieder in die Türkei !
Das ganze ist nunmehr 7 Jahre und etliche weitere Türkeibesuche her. Mit jedem weiteren Besuch in der Türkei wuchs unsere Liebe zu diesem Land, wir fanden im Laufe der Zeit wirklich gute Freunde dort, mit denen wir heute noch Kontakt haben und die wir so oft es geht besuchen. Wie so viele haben also auch wir gleich beim ersten Besuch unser Herz an die Türkei verloren und müssen eigentlich im nachhinein Claudia aus dem Reisebüro danken, dass sie uns dort hingeschickt hat.
Viele Grüße - Terazi
