Samstag, 04.03.2006
Am Samstag verbrachten wir also als moosgrüne Gruppe den Tag.
Zunächst mal eine kleine Erläuterung, wie wir zur moosgrünen Gruppe wurden…
Als wir uns morgens in der Lobby des Hotels zu den verschiedenen Gruppen zusammenfanden, trommelte Richi auf einmal die „grüne“ Gruppe zusammen… Waaaas? Empörung auf meiner Seite..
Neee, ne so geht das nicht, das sind doch wir… Aber Richi bestand darauf, dass seine Gruppe den Anspruch auf *grün* hatte.. Also wurden wir kurzerhand zur moosgrünen Gruppe..
Diese bestand am Samstag aus Claudia, Angela, Doris, Denise, Helga und mir..
Der Vormittag
Auf dem Programm sollte heute die Hagia Sophia und die blaue Moschee stehen, schließlich lagen beide Highlights direkt vor der Tür.
Also machten wir uns auf und entschieden uns mit der Hagia Sophia zu starten. 10 YTL Eintritt, vollkommen okay… Wir überlegten kurz, wir wir das ganze angehen wollten. Eine richtige Führung wollten wir alle nicht machen.
Also schlug ich vor, dass uns *MICHAEL MÜLLER* einfach führen sollte, der wirklich gute Istanbul-Reiseführer. So haben wir es dann auch gemacht. Im Nachhinein noch ein Hoch auf Michael, der uns auf einen Rundgang mit netten Erläuterungen durch die Hagia Sophia führte..
Wirklich nur zu empfehlen, ihn bei einem Istanbul-Trip im Gepäck zu haben… immer wieder trommelte ich die moosgrüne Gruppe zusammen und verlas laut, was Michael so zu berichten hatte. …
Helga und Doris legten ihre Stirn noch an die schwitzende Säule, die alle Schmerzen nehmen soll,….ob es was gebracht hat…??
Nachdem wir wieder draußen waren, konnte ich mal wieder nicht an einer süßen, gescheckten Katze vorbeigehen…. Hach, hach, hach…
Aber die anderen wollten dann auch mal weiter, schließlich wartete die blaue Moschee schon… Hmmm, wir hatten Pech. Gerade fing die Gebetszeit an und wir mussten draußen bleiben. Erst eine Stunde später sollte eine Besichtigung wieder möglich sein.. Hätten wir nur mal andersherum angefangen…
Nun gut, also beschlossen wir, irgendwo nett einen çay zu trinken und uns die Zeit zu vertreiben. Wir wählten das wunderschöne Viertel direkt hinter der blauen Moschee aus ( Mensch wie heißt das nochmal…?
Wir hatten es bereits am Tag vorher aus dem Stadtrundfahrt-Bus heraus beobachtet. Herrliche Holzhäuser, bunte kleine Gebäude, alles sehr nett und schön angelegt. Man fühlte sich wie in manchen Viertel von San Francisco oder auch wie in der Karibik, weil die Häuser wirklich so bunt waren. Niedliche kleine Hotels usw.. Schööön.. Mehr durch Zufall fanden wir dann einen wunderschön gelegenen Cay bahcesi wo wir uns mit Ayran und Cay stärkten und ich erstmal lecker Baklava mampfen musste…
Auch dort wieder Katzen, aber was erzähle ich…
Dann ging es dann aber wirklich in die blaue Moschee… Beeindruckend und wirklich ein tolles Bauwerk. Wieder erklärte uns *Michael* die nötigen Details und Hintergründe…
Vor der blauen Moschee sprach uns dann ein Türke auf Englisch an, der wissen wollte, wo der Topkapi Palast ist…. Hähhhh?
Schnell hatten wir enttarnt, dass er den Weg nicht wirklich wissen wollte..

Ne er war Student der Marmara-Uni und wollte einfach ein bisschen englische Konversation betreiben um so Praxis zu erlangen. War irgendwie niedlich, wie er in Englisch die Standard-Fragen loswurde. Erst waren wir ja skeptisch, aber es schien ihm wirklich nur um reine „englische“ Konversation zu gehen. Er berichtete noch, dass er ja sooo gerne ein Praktikum bei Bosch in Stuttgart machen wollte… Irgendwann sagten wir dann aber doch mal Tschüss.. Wir wollten schließlich nicht ewig englisch plaudern, sondern weiterziehen…
Der Nachmittag
Nach der Tour ging es erstmal wieder kurz ins Hotel (Claudia wollte hier noch ein Paket abholen), um dann wieder Richtugn Galata-Brücke zu ziehen. Wir beschlossen, nochmals in die nette Lokanta vom Vortag einzukehren. Auch der Rest der Truppe wollte jetzt mal in den Genuss von Izmir Köfte gelangen. Erstmal suchten wir aber die Hauptpost auf und Claudia gab ihr Päckchen auf… alles kein Problem, nachdem Helga Freunde aus Side als Absender nannte. Ein deutscher Absender ist nicht möglich.. Was, wenn das Paket zurückgeschickt werden muss?? Gekostet hat das Paket mal gerade 2,25 YTL . Welch ein Kontrast zum Porto in Deutschland… Der Mitarbeiter in der Post war aber sehr nett und freundlich…
Dann ging es aber wirklich in Richtung Lokanta.
Wir aßen gemütlich, diesmal draußen, und machten noch Bekanntschaft mit einem netten Kanadier. Wieder mal Katzen..... Kletterer, Kämpfer, Wasserhahntrinker, usw....
Claudia verabschiedete sich nach dem Essen erstmal ins Hotel, da sie an diesem Tag irgendwie Kreislaufprobleme hatte..
Eigentlich wollten wir dann mit dem Boot auf die andere Seite übersetzen, aber irgendwie war die von uns gewünschte Verbindung nicht mehr zu bekommen. Also doch wieder zu Fuß über die Brücke und wieder hoch mit der Tünel zur Istiklal Caddesi. Angela hatte sie noch nicht gesehen und wir anderen wollten noch gerne nach Musik schauen.
Diesmal gingen wir die Istiklal etwas orientierter daher, da uns – wieder mal- *Michael* ein paar Details berichtete. Wir deckten uns mit der entsprechenden Musik ein und Doris kaufte sich noch eine ganz tolle orientalisch angehauchte Decke.. Das Treiben war heute sehr geschäftig, man merkte doch das Samstag war, viele viele Leute bahnten sich ihren Weg über die Istiklal, welch ein Treiben…
Dann aber schnell mit der Tünel wieder runter zum „Sundowner“ mit der blauen Gruppe, die schon auf uns warteten. Wir genossen die unheimlich schöne Atmosphäre und tranken gemütlich Bier und Kaffee, je nach Gusto.. In anderen Städten würde man an so einem zentralen Punkt wohl 10 EUR für ein Bier zahlen.. Hier nicht, ganz normale Preise in einem Super-Ambiente.. Anscheinend denken die meisten Touristen aber, dass es teuer ist, denn eigentlich findet man dort nur Einheimische bzw. Türken. Wirklich zu empfehlen, so ein Sundowner bei untergehender Sonne auf der Galatabrücke in Istanbul..
Ein Teil der Truppe hatte sich abends für einen Hamam-Besuch verabredet. Wir Hamam-Besucher mussten uns dann auch sputen. Während kedi und Co zum Fischmarkt los sind, sind Helga und Angela noch mal zum ägyptischen Basar. Doris, hille, Denise und ich machten uns mit der Tram auf zum Hotel, wo wir Claudia für unseren Hamambesuch einsammeln wollten. Claudia war aber immer noch nicht so ganz fit, also zogen wir nur zu viert ins Hamam. Entschieden haben wir uns für das Cemberlitas-Haman, es lag halt auch direkt um die Ecke,…..
Hamam-Besuch
Himmel, sowas hatte ich noch nicht erlebt, welch ein Treiben, ich kannte es bislang nur recht intim, maximal mit noch einer Freundin. Hier war natürlich der Bär los, es war ja auch noch Samstag.. Der Stein voll mit Frauen. Masseurinnen rund um den Stein, die wie am Fließband ihre Arbeit verrichten. Ich unterhielt mich mit meiner Masseurin etwas länger und sie tat mir ehrlich fast leid. 7 Tage die Woche von morgens bis abends im Hamam… Ihre etwa 7jährige Tochter wirbelte dort auch herum. Tja, sagt sie, es ist nicht so einfach in Istanbul eine gute Arbeit zu finden. Aber gefreut hat sie sich, dass sich mal jemand tatsächlich für SIE interessierte..
Der Hamam-Besuch war nicht schlecht, aber auch nicht das Gelbe vom Ei. Nennnen wir es mal Medium..
So eine Massenabfertigung ist eben doch nicht so relaxed…Aber wir waren ja auch ein bisschen darauf eingestellt.
Während Doris und ich schon çay tranken ließen es sich Denise und hille noch etwas gut gehen.
Dann ging es zurück ins Hotel. Vorher hatten wir schon Kontakt mit den anderen „Gruppen“, wieder sollte der Abend im "Kır Evi" enden…
Der Abend im „Kır Evi“
Lockenkopf und mehr.......
So hier dann also der "dritte" (und für mich letzte) Abend.
Abends ging es dann also wieder in unser Stammrestaurant. Dieses Mal ging es aber in die zweite Etage. Dort ist alles etwas gemütlicher gestaltet, mit niedrigen Bänken und Tischen und wir hatten den „Hurrem Sultans Room“ ( so steht es im Prospekt

) für uns..
Die dort zunächst noch anwesenden Gäste haben wir schnell vertrieben, sie räumten das Feld, waren wir etwa zu laut
Dort fanden sich dann nach und nach alle ein und wir plauderten in gemütlicher Runde und erzählten, was wir so am Tag erlebt hatten. Der ein oder andere aß noch eine Kleinigkeit. Doris, hille und ich genossen die leckeren Manti, die Helga bereits am Vortag hatte und die wirklich gut waren.
Der Chef des Hauses freute sich sehr, dass wir wieder da waren und guckte immer mal oben bei uns vorbei, ob es uns auch gut gehen würde. Auch „Lockenkopf“ steckte seinen Kopf ab und zu in unseren Raum
Der für uns eigentlich zuständige Kellner an diesem Abend war aber wohl irgendwie durcheinander. Irgendwie lief alles etwas krumm, Getränke kamen nicht, teilweise das falsche Essen, usw… Wir nahmen es gelassen, die schöne Stimmung konnte uns keiner nehmen.
Zwischendurch gab es noch eine Runde vom Chef...
Für Claudia und Angela sollte es der letzte Abend und eine verdammt kurze Nacht sein. Um 4.20 Uhr sollten sie mit dem Bus vom Hotel abgeholt werden, denn um 7 Uhr in der Früh sollte schon ihr Flieger gehen. Blöde, blöde Flugzeitenänderung…
Claudia dachte an, die Nacht durchzumachen und suchte Mitstreiter. Ich lehnte (zwar schuldbewusst) ab, denn der nächste Tag sollte dann ja mein letzter Tag sein, den wollte ich nicht völlig müde verbringen.
Aber nach und nach verabschiedeten sich alle und schließlich saßen nur noch dore, Gersch, helga und Osman, ein Bekannter von Helga und ich zusammen. Wir hielten noch eine Weile durch, aber gegen 1.30 Uhr waren wir dann doch einfach müde.
Ich entschuldigte mich bei Claudia, aber ich konnte wirklich nicht mehr. Und auch dore und Gersch wollten eigentlich ins Bett. Helga und Osman blieben noch.
Wir marschierten also runter Richtung Kasse zum bezahlen. Der Chef des Hauses stand aber gerade vor der Tür und verabschiedete Gäste. Die Kellner liefen hektisch raus und rein und wurden nervös, weil sie wohl dachten, wir hätten Eile und würden schon sauer… So ein Quatsch.. Nun gut, als der Chef dann kam, entschuldigte er sich für das Warten und sagte: „ Ne, ne wir könnten jetzt nicht gehen, wir müssten jetzt AUF JEDEN FALL“ noch etwas auf das Haus trinken…
Also nahmen wir dann doch noch mal Platz, diesmal unten. Ich sagte schnell Helga oben Bescheid, dass wir nun doch noch unten sitzen würden und Helga und Osman kamen auch wieder dazu… Weiter ging es also.
Der Tee wurde uns dann auch nicht mehr in Çay-Gläsern serviert, sondern in großen Tassen,…. Ach? Wir sollten dann wohl doch noch länger bleiben…
Aus einem Tee wurde ein weiterer usw… Neben uns waren nur noch 3 türkische Pärchen der „Upper Class“ im Restaurant. Mensch, waren die rausgeputzt.. Die sahen aus, wie direkt aus Modemagazinen entsprungen. Mit Abendkleid und Co. Männer im Anzug. Das ist also die Istanbuler High Society
Der Mann an der Gitarre gab wieder alles und spielte fast jeden Wunsch von Helga folgsam. Kannte er ein Lied nicht, spielte Helga es ihm auf dem Handy vor, er „fühlte“ sich langsam in die Melodie und kurze Zeit später klappte dann auch das Lied… Herrlich!
Es wurde also noch ein Tee
Gersch und dore verabschiedeten sich dann auch, ich denke es war so gegen 2 Uhr. Ich hatte mittlerweile meinen müden Punkt überwunden und so blieben wir dann doch sitzen. Eigentlich konnte ich Claudia ja auch nicht hängen lassen..
So ging es dann lustig weiter.
Noch ein Tee....
Als dann die „Upper Class“ ging, wurde uns etwas mulmig… Hmmm, ob die jetzt eigentlich schließen wollen? Helga ging kurzerhand zum Chef und hat ihm von Claudias „Problem“ berichtet.
„Neeee, natürlich könnten wir bleiben, welch’ eine doofe Frage, gerne, gar kein Problem“ Sie rechneten eh noch geschäftig ab und so wurde es also, ja richtig....
noch ein Tee….
Der Gitarrenspieler setzte sich dann direkt zu uns und fragte nochmal genauer nach, warum unsere Gruppe eigentlich so gut Türkisch kann, manche mehr, manche weniger, aber irgendwie doch alle. Helga klärte ihn über unser Forum auf und er fand das total spannend. Ich glaube unsere Gruppe hat dort wirklich Eindruck gemacht. Leute, die sich sooooo mit der türkischen Sprache befassen, faszinierend.
Claudia und ich lernten von Osman noch "Wolov" ( oder wie wird die senegalesische Landessprache geschrieben?)...
Lustig war es und noch eine Tee......
Ein Highlight war dann, als der Gitarrenmann „Al beni“ von Haluk Levent schmetterte. Das hatte Gänsehautcharakter und helga und ich schmetterten lauthals mit. Der eine oder andere musste sich das am Sonntag dann auf Helgas Handy anhören, wir hatten es NATÜRLICH aufgenommen. In diesem Moment ging es uns wirklich rundum gut, die Müdigkeit war ganz vergessen…
So, nun machte auch „Lockenkopf“ einen Vorstoß. Immer wieder wollte er mir einen Raki aufschwatzen, aber ich blieb standhaft. Nix Raki, ich bleibe bei Tee
Er sagte dann auch nochmal, wir sollten uns keine Gedanken machen, wir könnten so lange bleiben wie wir wollen " Biz burdayız, sorun yok..."
Schließlich fand er, dass man sich auch endlich mal vorstellen könnte. „ Steffi“ (Ich) und „Clodia“ also… Neeeeein, Claudia…
Claudia fand das gar nicht gut....
Nach mehrmaligen Versuchen, kam ihm dann aber auch Claudia über die Lippen.
Er heißt Adar. Ich hatte den Namen da gar nicht verstanden, Erdal ?? Aber war ja auch nicht so wichtig…
Immer wieder kam Adar dann an unseren Tisch und wollte uns mit Getränken versorgen, aber neeeeeeee, irgendwann war dann auch mal gut.
Schließlich wollte Angela um 3.30 Uhr geweckt werden
Wir baten also dann doch darum, zu bezahlen, schweren Herzens eigentlich, denn es war wirklich ein Super-Abend, planen könnte man ihn nicht besser
Adar ließ sich dann an der Kasse viel Zeit, sehr viel Zeit… Man merkte schon, dass er uns nicht wirklich gehen lassen wollte. Ich habe dann noch einen netten Rabatt bekommen, statt 53 YTL nur 35 YTL…
Claudia und ich sagten immer wieder: Ama çok çay ictik…

Neeeee, für die gesammelten Getränke "unten" mussten und sollten wir nichts bezahlen.
Adar bat dann noch um ein Foto… Ach herjeeee, jetzt zu später Stunde… ?
Also lichtete Claudia mich und ihn dann noch auf seinem Handy ab… Wir durften aber immer noch nicht gehen.
Ob ich denn nicht eine Email-Adresse hätte, er würde mir gerne mal schreiben… Puhhhh… Naja was solls, meine eher nicht so genutzte Email-Adresse aufgeschrieben und raus….
Neeeee, auch jetzt durften wir noch nicht gehen… Adar drückte mir noch ein Miniprospekt vom „Kır Evi“ in die Hand. „Das musst du mitnehmen, vielleicht kommt ihr mal wieder nach Istanbul usw.. Los nimm eines mit…“ Also gut, das Prospekt eingepackt und dann aber wirklich los… Es war schon 3.45 Uhr und wir mussten schließlich noch Angela wecken..
Auf dem Weg zum Hotel guckte ich mir das Prospekt an… Auf einmal fiel mir ein Zettel in die Hände. Adar hatte alle wichtigen Daten aufgeschrieben… 2 Email-Adressen, 2 Handynummern, seine Adresse, alles…
Himmel!!!!! Claudia und ich mussten schmunzeln, aha daher unbedingt ein Prospekt, Dass muß er wohl vorher schon vorbereitet haben.. Ja ja, Charmeure leben nicht nur an der Riviera
Dann ab ins Zimmer, Angela reagierte nur mit einem nicht verständlichen, knurrenden Laut, wie jeden Morgen zuvor auch… *lach*
Aber es half ja nichts.. Die beiden mussten los.
Wir haben uns nochmal feste gedrückt.

Die beiden sind dann runter zum Bus und ich ins Bett. Auf die Uhr geschaut: 4.50 Uhr, jetzt aber schnell schlafen…
So, das war also der Abend.. Und nur fürs Protokoll:Ich war wirklich ganz brav...
Bin schließlich in guten Händen
Aber amüsant und lustig war es trotzdem..
[...]
Nachtrag: Mein Kater-Freund Yağmur hat sich an diesem Abend übrigens gar nicht blicken lassen...
Wahrscheinlich war er draußen mit den "Bossen der Nacht" unterwegs...
