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Uelzen/Berlin (dpa) - Nach einem Flirt mit einer jungen Britin sitzt ein 17-Jähriger aus Uelzen seit zwei Monaten in der Türkei in Untersuchungshaft. Der Realschüler sei von den Eltern der 13-jährigen Engländerin wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt worden, bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin am Freitag Medienberichte.
Die beiden Jugendlichen waren sich im Osterurlaub in Antalya näher gekommen und beteuern, nur geflirtet zu haben. Die Britin soll sich außerdem dem Jungen gegenüber als 15-Jährige ausgegeben haben.
Deutschland habe die türkische Regierung inzwischen offiziell aufgefordert, den Jungen bis zu einer für den 6. Juli angesetzten Verhandlung vorzeitig freizulassen, sagte der Außenamtssprecher. Türkische Richter hatten die Freilassung des Jungen gegen Zahlung einer Kaution oder die Verlegung des Verfahrens bereits abgelehnt. In dem Schreiben seien das Gericht und die Regierung in Ankara noch einmal auf die besondere humanitäre Dimension des Falles hingewiesen worden, so der Sprecher.
Die Haftbedingungen in der Türkei gelten als katastrophal. Der 17- Jährige muss sich mit 30 anderen ausländischen Gefangenen eine Zelle, eine Dusche und eine Toilette teilen. Seine Eltern darf er nur einmal pro Woche durch eine Glasscheibe hindurch sehen. Das Generalkonsulat in Antalya setze sich für ein erweitertes Besuchsrecht ein, sagte der Sprecher. Zu der derzeitigen Unterbringung gebe es außer einer Haftverschonung keine Alternative. Alle Beteiligten seien überein gekommen, dass eine Zusammenlegung mit jugendlichen Straftätern oder Schwerkriminellen aus der Türkei nicht in Frage käme.
Privat engagiert sich der 17-Jährige als Jugendgruppenleiter beim Technischen Hilfswerk (THW) in Uelzen. Der Ortsverein habe eine Spendenaktion initiiert, um die Familie bei den hohen Kosten für Anwälte und die Aufenthalte in der Türkei finanziell zu unterstützen, sagte Patrick Friede vom THW Uelzen, der für die Familie des Inhaftierten spricht. In diesen Tagen hätte der Junge eigentlich seinen Realschulabschluss machen sollen und war schon bei der Fachoberschule angemeldet. «Die Eltern haben beim Kultusministerium angefragt, ob er die Prüfungen nachholen kann.»
Im Vordergrund stehe aber, dass der Jugendliche freikommt. «Wenn man die türkische Rechtsprechung liest, wären vier bis fünf Jahre Haft möglich, daran wagen wir aber gar nicht zu denken», sagte Friede. Die Familie hoffe, dass das große öffentliche Interesse an dem Schicksal ihres Sohnes helfe, eine schnelle Lösung herbeizuführen.
Gemessen an den Umständen befindet sich der 17-Jährige nach Angaben des Auswärtigen Amtes in einer guten körperlichen Verfassung. Er sei nicht krank und habe die Möglichkeit, sich zusätzliches Essen zu kaufen, hieß es. «Irgendwie steht er das durch, die Frage ist nur wie», sagte Friede. In die Seele des Jungen könne im Moment niemand schauen.
Sollte sowas nicht eher ein deutsches Gericht entscheiden
