
Bei dem verheerenden Erdeben in Südasien sind allein in Pakistan nach offiziellen Schätzungen 30.000 Menschen gestorben. Das Foto zeigt Rettungsarbeiten in Islamabad. (AFP, Asif Hassan)
Islamabad/Neu Delhi (AFP) - Einen Tag nach dem Erdbeben in Südasien zeichnet sich allmählich das ganze Ausmaß der Katastrophe ab. Allein im pakistanischen Teil Kaschmirs sind nach Schätzungen der örtlichen Regierung etwa 30.000 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten Toten gab es einem Armeesprecher zufolge in der Provinz North West Frontier und in Kaschmir. Dort sei die Lage verzweifelt: "Es gibt viele Dörfer und sogar Kleinstädte, die vollkommen ausgelöscht sind." Deutschland, die USA und andere Länder sagten ihre Hilfe zu.
"Unsere vorläufige Schätzung beläuft sich auf mehr als 30.000 Erdbeben-Tote in der Region Kaschmir", sagte der Kommunikationsminister der Region, Tariq Farooq, in Islamabad. Ganze Städte seien durch das Erdeben zerstört worden. Auch die Hauptstadt das pakistanischen Teils Kaschmirs, Muzaffarabad, sei verwüstet.
Die Armee hatte zuvor von mindestens 18.000 Toten gesprochen. Je weiter sich die Rettungstrupps in das Katastrophengebiet vorarbeiteten, desto deutlicher steige die Zahl der bestätigten Todesopfer, hieß es. Auch in der Hauptstadt Islamabad starben Menschen. Die Erdstöße erreichten eine Stärke von 7,6 auf der Richterskala.
In der Nacht suchten Helfer verzweifelt nach Überlebenden unter den Trümmern. Die Krankenhäuser der Region waren überfordert. Ein AFP-Reporter berichtete aus der Stadt Abbotabad aus dem Erdbebengebiet in Nordpakistan von dramatischen Szenen. Hunderte Verletzte verbrachten die Nacht auf dem Rasen vor dem Krankenhaus; das Gebäude drohte einzustürzen, nachdem die Erdstöße Risse in die Fassaden gesprengt hatten. Krankenwagen brachten immer mehr Verletzte aus den umliegenden Dörfern zu dem Hospital. Die Ärzte waren machtlos. "Wir brauchen Arzneien, Spenderblut und Ausrüstung, um den Strom der Verletzten zu behandeln", sagte Doktor Nadeem Gohar.
Auch auf der indischen Seite der Waffenstillstandslinie starben viele Menschen. Die Behörden sprachen von 300 Toten und 600 Verletzten. Unter den Toten seien auch 36 indische Grenzsoldaten. Allein ins Krankenhaus der Hauptstadt Srinagar seien 200 Verletzte eingeliefert worden.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) äußerte in Schreiben an die Regierungen von Pakistan und Indien Trauer und Anteilnahme. Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sagte umgehende humanitäre Hilfe zu. US-Präsident George W. Bush sagte die Hilfe der Vereinigten Staaten zu. Japan schickte ein 50-köpfiges Team von Bergungsexperten nach Pakistan.
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