Istanbul (Reuters) - Mehrere hundert türkische Nationalisten haben am Samstag in Istanbul gegen eine umstrittene Historiker-Konferenz zu Massakern an Armeniern demonstriert.
Die Konferenz stelle eine Beleidigung für die Türkei dar, sagten die Organisatoren der Demonstration. Die Konferenzteilnehmer ignorierten die Tatsache, dass auch Türken von Armeniern getötet worden seien. Abweichende Ansichten seien nicht zugelassen worden. Die Massaker an Armeniern sind ein politisch hoch sensibles Thema in der Türkei. Dem Vorläufer der heutigen Türkei, dem Osmanischen Reich, wird systematischer Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern zwischen 1915 und 1923 vorgeworfen.
Die Konferenz hätte ursprünglich bereits am Freitag beginnen sollen, war aber von einem Gericht verboten worden. Um das Verbot zu umgehen, verlegten die Organisatoren die Tagung in eine andere Universität und verschoben sie um einen Tag.
Die Türkei bestreitet die Vorwürfe des Völkermords. Sie räumt zwar ein, dass Tausende Armenier von Soldaten des Osmanischen Reiches getötet wurden. Sie macht aber zugleich geltend, dass Armenier und ihre russischen Verbündeten auch Massaker an Türken und Kurden verübt hätten. Mit Blick auf den Anfang Oktober geplanten Beginn der Beitrittsgespräche zur Europäischen Union hat die türkische Regierung die Konferenz unterstützt.
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Über das Thema war auch heute ein sehr interessanter Zeitungsartikel in der Rheinischen Post.Die nationalistischen Richter haben diese Konferenz verboten,die sich mit den Massakern an den Armeniern 1915 beschäftigt,doch reagierte die EU-Kommission in Brüssel recht scharf.Brüssel lässt verläuten:"Wir missbilligen diesen neuen Versuch,die türkische Gesellschaft daran zu hindern,offen über ihre Geschichte zu diskutieren."
Der Ministerpräsident Erdogan selbst findet diese Entscheidung unvereinbar mit der Demokratie.Und Außenminister Gül selbst meint:"Es ist niemand besser als wir,wenn es darum geht,uns selbst zu schaden" Es zeigt die Zerissenheit dieses Landes und das die Türkei noch vor einem großen Konflikt in ihrem Land steht.Es ist ein Vorgeschmack auf das was in den langwidrigen Beitrittsverhandlungen folgen wird.
Der Völkermord an den Armeniern
Frankreich und Großbritannien hatten den Armeniern einen selbstständigen Staat in Ostanatolien versprochen. Die jungtürkische Regierung die, sich im Krieg befand, befürchtete dass die Armenier den Kriegsgegner (insbesondere Russland) unterstützen und so die Ostfront schwächen könnten. Offiziell sollten deshalb die Armenier, die seit über 2.500 Jahren in ihrem historischen Siedlungsgebiet in Ostanatolien und dem Kaukasus lebten, und seit dem 15. Jahrhundert unter türkischer Herrschaft standen, in den Süden des Reiches umgesiedelt werden.
In Wirklichkeit rief die jungtürkische Regierung unter Enver am 24. April 1915 offiziell zur Vernichtung der armenischen Bevölkerung auf. Im ganzen Reich wurden Armenier in Sammelpunkten zusammengetrieben. Anschliessend wurden die Armeinier durch bewaffnete Kräfte bewacht in die syrische Wüste getrieben. Ein Todesmarsch, bei dem Hunger und Seuchen die häufigsten Todesursachen bildeten. Nach Angaben der deutschen Botschaft zu Konstantinopel vom Oktober 1916 waren von den 2,5 Millionen Armeniern des Osmanischen Reiches etwa 1,5 Millionen gestorben. Diese Zahl ist jedoch umstritten, andere Quellen berichten von ca. 600.000 Toten.
Nach dem Völkermord und der Vertreibung der Armeniern ging in der Türkei die Zerstörung armenischer Kulturgüter weiter. Noch 1998 wurde die Kirche Surb Arakeltos in Kars in eine Moschee umgewandelt.
Die türkische Regierung bestreitet den Völkermord offiziell und versucht auf diplomatischen Wegen, andere Staaten davon abzuhalten, den Völkermord offiziell anzuerkennen. In den letzten Jahren erkannten jedoch noch weitere Staaten und Organisationen den Völkermord offiziell an, darunter Frankreich, Italien, Russland, Belgien, die UNO und die Europäische Union.
Quelle:wikipedia.de
Liebe Grüße
Ella
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